4. ADVENT

21. Dezember 2014

Evangelium nach Lukas (1,26-38)

Gedanken zum Evangelium

Alle biblischen Erzählungen rund um Weihnachten - die Verkündigung an Maria, der Besuch bei ihrer Cousine Elisabeth, der Stall zu Bethlehem, die Hirten auf dem Feld - sie alle wollen das Gleiche veranschaulichen und erlebbar machen: Dieser Jesus von Nazareth war ein ganz besonderer Mensch. Seine ganz besondere Bedeutung für diese Welt wird durch ganz besondere Ereignisse rund um seine Geburt betont und illustriert - so wie man es üblicherweise bei ganz wichtigen Persönlichkeiten, wie Königen und Kaisern machte. Wie diese Ereignisse in den Evangelien dargestellt werden, ist sehr unterschiedlich. Aber alle wollen das Gleiche sagen.

Die Evangelien nach Markus und Johannes kennen solche Geburtserzählungen nicht, die Briefe des Apostels Paulus ebenfalls nicht. Der eigentliche Kern selbst aber kommt auch bei ihnen deutlich zur Sprache. Bei der Taufe am Jordan etwa, wo die Stimme aus dem Himmel Jesus anspricht: »Du bist mein geliebter Sohn«. Im Prolog des Johannesevangeliums gibt es den markanten Satz: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“

Darin besteht nun das Kernstück unseres Glaubens: Dieser Jesus ist der Mittler, die Zwischenperson, zwischen Gott und uns, der Mittler zwischen Gott und mir persönlich. Und wenn ich mich auf ihn einlasse, bekommt mein Leben eine neue Bedeutung, werde ich selbst anders, werde ich ein/e Andere/r, .

Dichter haben die Begabung, die Dinge mit treffenden Worten anschaulicher zu machen. Eine Dichterin hat es so gesagt:

„Einer wird kommen, der die Knoten deines Lebens auflöst,
der den roten Faden findet, der aus dem Labyrinth hinausführt, der deine Verletzungen heilt.
Und du wirst staunen - ER kommt nicht als Held.
Als kleines Kind wird ER kommen, mit einem Lächeln voll Wärme, das alles in dir zerfließen lässt, mit einem Strahlen, das Glanz in dein Leben bringt, mit einem Lachen, das dich vergessen lässt, was einmal war.“

So war es auch bei Maria, die „Ja“ gesagt hat zu diesem Kind, nicht ahnend, was das alles für ihr Leben bedeuten wird. Dieser Mensch, den sie geboren hat, hat alles auf den Kopf gestellt. Seine Worte und seine Taten waren für sie nicht immer verständlich. Wird da nicht erzählt, dass die Familie Jesus zurück nach Hause holen wollte, weil sie meinte: „Er ist von Sinnen.“? Und Maria hat „Ja“ gesagt, bis zum bitteren, blutigen Ende, als alles sinnlos erschien. Jesus, der Vermittler zwischen Gott und Mensch, ist in das Leben von Maria eingedrungen, und sie hat es zugelassen. Sie hat „Ja“ gesagt, bedingungslos.

Jesus will auch in unser Leben eintreten, er will bei uns „ankommen“, wie wir es schon während der ganzen Adventzeit sagen. Ist mein „Ja“ schon gereift? Ist es bedingungslos? Bin ich bereit alles in Kauf zu nehmen, was das mit sich bringen kann, wenn Jesus in mein Leben eintritt? Vielleicht wird er es auch auf den Kopf stellen? Vielleicht werde ich mit Herausforderungen kämpfen müssen, Dinge tun, die nicht immer angenehm sind, die dem widersprechen, was „man“ heutzutage so alles tut. Gegen den Strom schwimmen? Vielleicht werde ich viel Kritik einstecken müssen, nicht ernst genommen, belächelt? Und dann trotzdem „Ja“ sagen zu Jesus, weil er mich zu Gott hin führt.

In ein paar Tagen werden wir ganz feierlich und ganz bewusst zu Jesus „Ja“ sagen können, wennwir sein Geburtstagsfest feiern, zu Weihnachen, in der „geweihten Nacht“! Sind wir schon so weit, werden wir fähig sein, „bedingungslos“ Ja zu Jesus zu sagen?

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